Stefan Heymann

1896-1967

Der Mannheimer Kommunist durchleidet zwölf Jahre in den Fängen der nazistischen Terrormaschinerie - und überlebt.

1914 ist der damals 18-jährige Stefan Heymann begeistert in den Krieg gezogen. Als der junge Mannheimer von der Front zurückkehrt, hat er sich zum Anarchisten gewandelt. Die Versuche der SPD, den revolutionären Umbruch von 1918 in parlamentarische Bahnen zu lenken, ohne die Eigentumsverhältnisse anzutasten, lehnt er ab. An den Oberbadischen Unruhen im Herbst 1923 ist er ebenso beteiligt wie zuvor bereits Anfang 1919 am Putschversuch zur Errichtung einer 'Räterepublik Kurpfalz'. Wegen Vorbereitung zum Hochverrat wird er 1924 zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Nach seiner vorzeitigen Entlassung aus der Haft arbeitet Heymann als Redakteur bei der kommunistischen Mannheimer 'Arbeiter-Zeitung' und fungiert als Vorsitzender des Roten Frontkämpferbunds Baden-Pfalz. Im Anschluss an ein kurzes Gastspiel im Badischen Landtag zieht er 1930 im Auftrag seiner Partei nach Berlin und von dort Anfang 1933 weiter nach Schlesien.

1936 kehrt der linientreue Stalin-Anhänger unfreiwillig in seine Heimat Baden zurück: Von der Gestapo wird er als 'Schutzhäftling' ins KZ Kislau verschleppt. Zu diesem Zeitpunkt hat er bereits eine mehr als zweieinhalbjährige Zuchthaushaft im schlesischen Wohlau hinter sich. Wie schon dort kämpft Heymann auch in Kislau verzweifelt darum, zu seiner Frau und seinen beiden Kindern ausreisen zu können, die in den Niederlanden auf ihn warten. Doch als Kommunist jüdischer Herkunft passt er perfekt in das Nazi-Klischee vom 'jüdischen Bolschewisten' und kann nicht auf Menschlichkeit hoffen.

Vielmehr entpuppt sich Kislau für Heymann als Vorhof zur Hölle: 1938 wird er von dort ins KZ Dachau 'verschubt', 1940 weiter ins KZ Buchenwald und 1942 schließlich ins KZ Auschwitz-Monowitz. Hier wird er in der illegalen KPD-Gruppe aktiv und überlebt als Schreiber im Krankenblock. Als das Lager im Januar 1945 aufgelöst wird, schleppt man ihn wieder zurück nach Buchenwald.

Nach zwölfjährigem Leiden in den Fängen des nationalsozialistischen Terrorsystems erlebt Heymann im April 1945 in Buchenwald seine Befreiung. Als weiterhin überzeugter und linientreuer Kommunist macht er in der Folgezeit in der DDR eine Karriere als Kulturfunktionär und Diplomat. (ah)

Zur Person

1896

geboren in Mannheim

1919

Beteiligung an der 'Räterepublik Kurpfalz'

1923

Beteiligung an den Oberbadischen Unruhen

1924/25

Zuchthaus

1926-1930

Redakteur der Mannheimer 'Arbeiter-Zeitung'

1930-1933

Journalist in Berlin und Breslau

1933-1936

Zuchthaus

1936-1945

KZs Kislau, Dachau, Buchenwald und Monowitz

1967

gestorben in Ost-Berlin