Alexander Schifrin

1901-1951

Klar wie kaum jemand sonst sieht der Wahl-Mannheimer den Zweiten Weltkrieg voraus - und warnt vergebens vor der Gefahr.

Als er vor den neuen kommunistischen Machthabern fliehen muss, die jetzt in seiner Heimatstadt Charkow das Sagen haben, ist Alexander Schifrin gerade einmal 20 Jahre alt. Nach einem kurzen Aufenthalt in Palästina wendet sich der junge Sozialdemokrat noch im Jahr 1921 nach Deutschland. Anders als die meisten politischen Flüchtlinge aus dem sowjetischen Einflussgebiet lässt er sich aber nicht in Berlin, sondern in der badischen Arbeiterhochburg Mannheim nieder. Seit 1928 gehört er dort der Redaktion der sozialdemokratischen Tageszeitung 'Volksstimme' an.

Zwischenzeitlich hat Schifrin sich zu einem der führenden linken Vordenker Deutschlands entwickelt. In unzähligen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln schreibt er gegen die Gefahr von rechts an. Schon damals benutzt er dabei manchmal das Pseudonym 'Max Werner'. Doch nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten stellt Schifrin sich den Nazis entgegen: Seit 1930 ist er Vorsitzender der Schutzformation des Mannheimer Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, die sich immer häufiger gewalttätigen Angriffen von Nazis ausgesetzt sieht.

Wegen seiner jüdischen Herkunft einerseits und seines politischen Engagements andererseits ist Schifrin nach der 'Machtergreifung' der NSDAP doppelt und dreifach gefährdet. Er flieht nach Paris und eröffnet dort 1934 gemeinsam mit Mitstreitern ein Pressebüro. Weiterhin veröffentlicht er unermüdlich Texte, in denen er über das Nazi-Regime aufklären will. Zugleich gehört er zu den führenden Köpfen der Volksfront-Initiative, die vom französischen Exil aus auf einen Zusammenschluss aller deutschen Nazi-Gegner hinarbeitet.

Deutlich wie nur wenige andere sieht Schifrin voraus, dass Nazi-Deutschland die Menschheit in einen weiteren Weltkrieg führen wird. Nachdem die Volksfront-Initiative gescheitert ist, gibt es aus seiner Sicht nur noch eine einzige Chance, diese Entwicklung aufzuhalten: Die Menschen in den westlichen Ländern müssen über die Rüstungsvorbereitungen in Deutschland genau informiert werden. In Windeseile arbeitet Schifrin sich deshalb nun in rüstungsstrategische und -technische Fragen ein. Als 'Max Werner' veröffentlicht er 1938 den Band 'Aufmarsch zum Zweiten Weltkrieg'. Als im Frühjahr 1939 die englische Übersetzung des Buchs erscheint, schickt er dem britischen Premierminister Winston Churchill ein Exemplar zu. Zu seiner großen Enttäuschung antwortet Churchill ihm jedoch, dass er die Gefahren, die vom Nazi-Regime ausgehen, maßlos übertreibe.

Schon bald darauf herrscht Krieg. Verzweifelt wirft Schifrin weitere Bücher auf den Markt, in denen er mit geradezu hellseherischer Fähigkeit den deutschen Angriff auf die Sowjetunion und viele andere Entwicklungen voraussagt. Doch niemand scheint seine Warnungen zu beachten. Nachdem die Deutsche Wehrmacht im Juni 1940 in Frankreich einmarschiert ist, flieht Schifrin wie Tausende andere zunächst in den unbesetzten Süden des Landes. Von dort aus gelingt ihm unter dramatischen Umständen die Flucht in die USA, wo er 1951 im Alter von nur 50 Jahren an Herzversagen stirbt. (ah)

Biografie

1901

geboren in Charkow/Ukraine

1921-1933

in Mannheim als Journalist und Publizist tätig

1928-1933

Redakteur bei der Mannheimer 'Volksstimme'

1933-1940

Exil in Frankreich

1935

Beteiligung an der Pariser Volksfront-Initiative

1938-1943

Veröffentlichung mehrerer Bücher über Nazi-Deutschland

1940

Flucht in die USA

1951

gestorben in New York City an Herzversagen.

Nicht nur gegen Hitler, sondern auch für Europa! (Alexander Schifrin 1939)