Mutige Demokraten im Visier
Eine schändliche 'Schaufahrt' ins KZ

'Schaufahrt' durch die Karlsruher Kaiserstraße, zu sehen Ludwig Marum und Erwin Sammet
Stadtarchiv Karlsruhe

Das am Rande der 'Schaufahrt' verteilte Notenblatt
Stadtarchiv Karlsruhe

Die sieben verschleppten Sozialdemokraten bei der Ankunft im KZ Kislau
Stadtarchiv Karlsruhe

Festnahme von August Furrer im März 1933 in der Karlsruher Gartenstadt
Stadtarchiv Karlsruhe
Im Rahmen einer demütigenden Prozedur werden Adam Remmele, Ludwig Marum und fünf weitere Nazi-Gegner aus Karlsruhe nach Kislau verschleppt.
Wie überall im Reich werden auch in Baden seit Ende Februar 1933 zahlreiche Kommunisten und Sozialdemokraten ohne jegliche rechtliche Grundlage in ‚Schutzhaft‘ genommen. Zunächst bringt man sie in Gefängnissen unter, zugleich wird mit der Errichtung von Konzentrationslagern begonnen. Am 16. Mai 1933 schließlich verfrachten die Nazis sieben bekannte Sozialdemokraten aus der Landeshauptstadt Karlsruhe ins kurz zuvor eröffnete KZ Kislau – unter ihnen der ehemalige badische Staatspräsident und Landesinnenminister Adam Remmele sowie der ehemalige Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Ludwig Marum. Die Nazis inszenieren die Überführung als demütigendes Schauspiel: Die Männer müssen auf einem engen Pritschenwagen Platz nehmen und sind einer gaffenden und johlenden Meute schutzlos ausgesetzt. In Anspielung auf Remmeles ursprünglich erlernten Beruf werden im ‚Publikum‘ Text und Noten des bekannten Volkslieds ‚Das Wandern ist des Müllers Lust‘ verteilt. Neben den vielen Menschen, die die Männer auf dem Wagen beleidigen und verhöhnen, gibt es nur wenige, die es wagen, dagegenzuhalten – und damit ihre eigene Verhaftung riskieren. (ah)