Der erste politische Emigrant
Emil Gumbel flüchtet außer Landes
Mit Unterstellungen, Hassparolen und Drohungen wird ein Vorkämpfer für Rechtsstaat und Demokratie von der Heidelberger Universität verjagt.
Seit den Anfängen der Weimarer Republik hat der Statistikdozent Emil Julius Gumbel unermüdlich für Frieden und Menschenrechte gestritten - und sich damit bei den zahlreichen völkischen Studenten der Universität Heidelberg ebenso verhasst gemacht wie in der konservativen örtlichen Professorenschaft. Nach einer beispiellosen jahrelangen Hetz- und Rufmordkampagne wird Gumbel schließlich im August 1932 die Lehrerlaubnis entzogen. Zwar legt er Einspruch gegen die Entscheidung ein. Dennoch verlässt er im Folgemonat seine Heimat Deutschland, um zum Wintersemester 1932/33 eine Gastprofessur in Paris zu übernehmen. "Die Herren, die mich damals abgesetzt haben, haben mir das Leben gerettet", so wird er später im Rückblick bemerken. Und in der Tat: Als 1933 die nationalsozialistischen Schlägertrupps in Deutschland das Kommando übernehmen, wird Gumbels Wohnung aufgebrochen, seine Bibliothek vernichtet und Haftbefehl gegen ihn erlassen. Im Sommer 1933 wird er ausgebürgert. (ah)