Handwerker auf Regierungssessel!
Die Demokratisierung Badens
Der Weg aus der Monarchie in eine parlamentarische Demokratie vollzieht sich in Baden vergleichsweise schnell und geräuschlos.
Am 10. November gründen sich auch in Konstanz, Villingen, Kehl, Ettlingen, Bruchsal, Pforzheim und Waldkirch Arbeiter- und Soldatenräte. Am selben Tag gelingt es den sozialdemokratischen und demokratischen Mitgliedern des Karlsruher Wohlfahrtsausschusses, den örtlichen Soldatenrat zur Zusammenarbeit zu bewegen. Gemeinsam bilden sie eine provisorische Landesregierung. Der Wohlfahrtsausschuss entsendet Politiker aus den Reihen der katholischen Zentrumspartei, der DDP und der SPD, der Soldatenrat stellt zwei Minister aus den Reihen der USPD. In das neu geschaffene Amt des Staatspräsidenten rückt mit dem Sozialdemokraten Anton Geiß ein gelernter Schreiner ein. Dass nun plötzlich auch ganz normale Leute Regierungsämter bekleiden, die sich ihr Wissen und ihre Kompetenzen in hartem Selbststudium erarbeiten mussten, gefällt vielen Konservativen überhaupt nicht. Bisher nämlich sind solche Positionen nur Adligen und anderen Angehörigen der Oberschicht vorbehalten gewesen. (ah/as)