Immer mit der Ruhe
Das geordnete Ringen um die Macht in Baden
In Baden ist man bemüht, alle demokratischen Kräfte am Aufbau einer neuen politischen Ordnung zu beteiligen.
Nach über vier Jahren Krieg liegt das deutsche Kaiserreich im Herbst 1918 nicht nur militärisch, sondern auch politisch am Boden. Am 9. November ruft der SPD-Politiker Philipp Scheidemann in der Reichshauptstadt Berlin die ‚Deutsche Republik‘ aus. Als die aus Mannheim angereiste SPD-Delegation um Anton Geiß in Karlsruhe eintrifft, hat die badische Landesregierung bereits ihr Rücktrittsgesuch eingereicht. Der Weg für demokratische Reformen ist nun frei. Dennoch gründen sich in Mannheim, Heidelberg, Freiburg, Rastatt und Karlsruhe weitere Arbeiter- und Soldatenräte. Ein einheitliches politisches Programm verfolgen sie nicht, und nur ein kleiner Teil der Akteure ist bereit, die Revolution notfalls mit Gewalt voranzutreiben. Dennoch fürchten die demokratischen Kräfte im Land, dass die Aufständischen doch noch auf den Kurs einer Rätediktatur nach russischem Vorbild einschwenken könnten. Um zu verhindern, dass die Räte die alleinige militärische und politische Macht übernehmen, ruft der Karlsruher Oberbürgermeister Karl Siegrist einen sogenannten Wohlfahrtsausschuss ins Leben. In ihm sind alle Parteien außer den Konservativen und der 1917 von der SPD abgespaltenen USPD vertreten. Die Mitglieder des Gremiums hoffen, die Arbeiter- und Soldatenräte für ihre Ziele gewinnen und die Revolution in geordnete Bahnen lenken zu können. (ah/as)